Zur Bildergalerie bitte Bild anklicken!

Bilder von
W. Rink

Eine Fahrradtour im geheimnisvollen Burgwald

Am Sonntag, 06.09.2009 fand die erste geführte Fahrradtour, angeboten vom Verein für naturnahe Erholung in Zusammenarbeit mit dem Verein Burgwald - Rad statt.

Trotz des etwas kühlen Wetters fanden sich 12 Teilnehmer ein, um sich die Geheimnisse des Burgwalds rund um Rosenthal zeigen zu lassen.

Der Tourführer Norbert Siebert zeigte und erklärte hierbei an den Stationen Hans - Glas - Stein, Herrenweg und Herrenbrücke, Großer Badenstein, Lumpenbuche, Wolfsturm und Franzosenwiesen die jeweiligen Sachverhalte und wies die interessierten Radfahrer auch in die entsprechenden Geschichten und Überlieferungen ein.

So war zu erfahren, dass an dem mittlerweile verwitterten und daher seit ein paar Jahren mit einem Schutzdach versehenen Hans - Glas - Stein der Namensgeber und sein Sohn am 23. Juni 1632, also mitten im 30-jährigen Krieg von „Wichten" erschossen wurden. Hans Glas soll laut Überlieferungen Förster und / oder aber Bürgermeister in Rosenthal gewesen sein.

Am anschließenden Stopp, der Herrenbrücke erklärte Norbert Siebert, dass der Herrenweg seinerzeit als „Autobahn" für die Jagdkutschen der Adligen angelegt wurde, um schnellsten zwischen den Jagdschlössern Wolkersdorf und Bracht hin und her gelangen zu können.

Die Herrenbrücke stellt eine Querung des Herrenweges über das Rinnsal „Rotes Wasser" dar, welches in den Franzosenwiesen entspringt und seinen Weg bis nach Bracht fortführt.

Den einzigen Aufbruch der riesigen Buntsandsteinplatte unterhalb des Burgwaldes, den ehemaligen Vulkan (wenn auch schon seit langer, langer Zeit erloschen) in weitem Umkreis, den Großen Badenstein besuchten die Teilnehmer im Anschluss und ließen es sich hierbei nicht nehmen, sich die Überreste des einstigen Lavaspuckers auch von innen anzusehen.

Die Städte Rosenthal und Wetter profitierten später vom hier gebrochenen Basalt. Viele Straßen in diesen Orten sind mit Basaltsteinen aus diesem Vulkan gepflastert.

Weiter ging die Fahrradtour zur Lumpenbuche, wo dann auch eine Rast eingelegt wurde.

Die Lumpenbuche ist heute ein beliebter Rastplatz für Wanderer. Sie markiert einen Ort, welcher in den vergangenen Jahrhunderten von sozial wenig anerkannten Gruppen, zu denen auch die Lumpensammler zählten, als Treffpunkt genutzt wurde.

Hier wurden dann die nicht immer ehrlich (gestohlenen u.a.) erworbenen Gegenstände untereinander ausgetauscht und weiterverkauft.

Nach der Stärkung fuhr die Gruppe dann weiter in die Nähe des Wolfsturms. Da dieser regelrecht im Wald versteckt ist, mussten hier einige hundert Meter zu Fuß zurückgelegt werden.

Da der Burgwald seinerzeit ein von den Landgrafen besonders bevorzugte Jagdrevier war, unternahmen diese auch intensive Anstrengungen, ihren ärgsten Feind in Bezug auf Jagdbeute, den Wolf, unschädlich zu machen. Für diesen Zweck ließen sie den Wolfsturm in den Brücherwiesen (Franzosenwiesen) aus Sandstein errichten. Das ca. 3 Meter hohe Mauerwerk hat die Jahrhunderte fast unbeschadet überstanden, das steile, schieferbedeckte Runddach verfiel im Laufe der Zeit.

Von hier aus ging es dann mit den Fahrrädern zurück, an der Lumpenbuche vorbei auf den Herrenweg.

Nur unweit von der Lumpenbuche entfernt liegen die Franzosenwiesen, eine ehemalige landwirtschaftliche Nutzfläche, welche seit 1725 von den Schwabendorfer Colonisten (den Hugenotten = französische Glaubensflüchtlinge) urbar gemacht wurde. Die evangelischen Hugenotten, welche aus Frankreich vertrieben wurden, konnten sich auf Zuweisung des Landgrafen auf den Brücherwiesen oder Franzosenwiesen niederlassen und diese landwirtschaftlich bearbeiten. Jedoch war aufgrund der schlechten Boden- und Temperaturverhältnisse (selbst im Hochsommer wurden schon Frost-Temperaturen gemessen) kein ausreichender Ertrag zu erzielen.

Von den Franzosenwiesen führte dann die Fahrradtour vorbei an der ehemaligen Siedlungsstätte Sigertenhausen zurück zur Seegerteichhütte, wo die Teilnehmer den Tag bei Kaffee, Kuchen und Kaltgetränken ausklingen ließen.

Die Tour - Teilnehmer dankten dem Tourführer Norbert Siebert für die gut vorbereitete, lehrreiche und kurzweilige Fahrradtour.

Für das kommende Jahr soll in Absprache zwischen den oben genannten Vereinen eine, evtl. auch mehrere Fahrradtouren in den Wanderplan mit aufgenommen werden.