Alte Grenzsteine im Eichenrain im Rosenthaler Stadtwald werden dokumentiert Fortsetzung der Bestandsaufnahme historischer Grenzmale durch Obmann Helmuth Vaupel
Zu dem Rosenthaler Grenzsteinwanderweg Nord/Ost, dessen Streckenverlauf vom Böddeberg oberhalb Willersdorf an der K 99 bis zum Dreiländerstein" im Südostzipfel des Rosenthaler Stadtwaldes führt, ist nun eine Fortsetzung des Grenzweges entlang der Hertingshäuser Gemarkung und der Landkreisgrenzen Marburg - Biedenkopf zu Waldeck-Frankenberg in Planung. Auch dieser Grenzabschnitt ist mit zahlreichen historischen Grenzmalen versehen und bildet zugleich die Gemarkungsgrenze-Süd/Ost des Rosenthal Stadtwaldes mit der Streckenführung vom Alten Gemündener Weg" bis zum Krimmelbachgrund" an der Landstraße K 19. Die Grenzsteine sind mit eingemeißelten laufenden Nummern versehen. Neben dem R" auf Rosenthaler Seite ist auf der Steingegenseite das eingeschlagene H" für Hessen und im Krimmelbachgrund das M" für Ordenshof Merzhausen zu erkennen. Der südöstliche Grenzabschnitt war zu Zeiten der Ziegenhainer - Herrschaft bis ins 15. Jh. zwischen Hertingshausen und der mainzischen Stadt Rosenthal die Grenze zwischen Kurmainz" und der Landgrafschaft Hessen. Für diesen Grenzabschnitt sind auch zwei Informationstafeln angedacht, auf denen die Historie des Hugenottendorfs Hertingshausen und des ehemaligen Eisenhammer Erwähung finden.
Die historische Gemarkungskarte von Rosenthal aus dem Jahr 1904, die noch zahlreiche alte Grenzsteinnummern beinhaltet, zeigt den in grün markierten Genzverlauf und lässt auch erkennen, daß mit der Grenzsteinweg - Ergänzung gut zwei Drittel der Gemarkunngsgrenzen der Stadt erwandert werden können. Offen bleibt zunächst ob auch entlang der Wald- und Gemarkungsgrenze im Nordwesten historische Grenzmale anzutreffen sind, da es sich nur um die Grenze zum Burgwalder Forstamt Wolkersdorf handelt. Die Kreisgrenze macht im südlichen Teil am Alten Wetter Weg" einen scharfen Knick nach Westen und verläßt die Rosenthaler Gemarkung. Nach Norden zu verläuft die Grenze entlang der Wald- und Feldflur bis zum Rosenthaler Ortsteils Willershausen.
Zum besseren Auffinden und zum Schutz bei Wald- und Feldarbeiten, werden auch diese historischen Grenzsteine mit roten Schneestangen versehen. Die Grenzmale werden dokumentiert und das Erfassungsergebnis an das Amt für Bodenmanagement in Marburg zur Weiterbearbeitung übergeben. Was sind historische Grenzsteine? Diese Grenzmale, die in Feld- und Waldgemarkungen wie auch auf Wiesen noch heute Jahrhunderte alte Grenzverläufe markieren, stellen unverzichtbare Werte im Heimat- und Geschichtsverständnis der Menschen dar. Sie verdeutlichen die Beziehungen zwischen Vergangenheit und Gegenwart und vermitteln zwischen Tradition und Fortschritt. Durch Veränderungen in der Landschaft und fortschreitende Technisierung, aber auch private Sammlerleidenschaft sind die historischen Grenzsteine besonders gefährdet. Es ist daher aus geschichtlichen, künstlerischen und wissenschaftlichen Gründen geboten, diese Zeugen der Vergangenheit besonders zu schützen. Hierzu sind eine möglichst vollständige Erfassung und eine fachgerechte Dokumentation in den Denkmaltopographien des Landes Hessen erforderlich. Mit der Erfassung und Dokumentation" der historischen Grenzmale kommen auf den Obmann eine Vielzahl unterschiedlicher Tätigkeiten zu, wie die Suche nach den Historischen Grenzsteinen, die Nachforschung in Dokumenten und die Aufzeichnungen in Archiven, Bibliotheken und Forstämtern. Sehr wichtig ist auch bei der Auswertung von Kartenmaterial und heimatgeschichtlicher Literatur die Befragung von älteren Einwohnern die aufgrund ihrer Naturverbundenheit etwas wissen können. Die Erfassung der Kleindenkmäler, zu denen auch die historischen Grenzsteine zählen, übernehmen ehrenamtliche Obleute. Das Hessische Landesamt für Bodenmanagement und Geoinformation in Wiesbaden benennt sie. Das Amt koordiniert auch die Arbeiten der Obleute, die bei ihrer Tätigkeit ebenso durch die örtlich zuständigen Ämter für Bodenmanagement wie auch durch die unteren Denkmalschutzbehörde Unterstützung finden. Lobend zu erwähnen ist die gute Zusammenarbeit mit den zuständigen Ämtern und Institutionen.
Im Jahre 2004 wurde in Wiesbaden der Verein zur Pflege historischer Grenzmale Hessen e.V. gegründet, dem Vaupel auch als Mitglied angehört, in dem sich landesweit Grenzsteinfreunde organisiert haben und dessen Vorsitzender heute der Diplom - Geophysiker Gerd Mathes aus Braunfeld - Tiefenbach ist. Eine enge Zusammenarbeit pflegt der Verein mit dem Hessischen Landesamt für Bodenmanagement und Geoinformation in Wiesbaden, das auch den Verein als förderndes Mitglied unterstützt. Dezernatsleiter Bernhard Heckmann ist Koordinator für lokale Aktivitäten der Obleute und der fachliche Ansprechpartner. Er hat in einem Aufsatz von 2006 die Thematik der Inventarisierung historischer Grenzmale in Hessen ausführlich dargelegt.
Zu den Zielsetzungen des gemeinnützigen Wiesbadener Vereins zählen: Die Beteiligung an Sicherungs-, Wiederherstellungs- und Restaurierungsmaßnahmen historischer Grenzmale, der Aufbau von Dokumentationen, Erfassung und Nachweis, sowie die Organisation von Grenzsteintagungen und Grenzsteinwanderungen. Bei der Umsetzung des Projekts Grenzsteinwanderwege um Rosenthal" und der Erstellung eines Flyers" sowie einer weiteren Broschüre" zu den Themenwegen, war der Wiesbadener Verein mit einem großen finanziellen Beitrag beteiligt.
Vor mehr als drei Jahren wurde Helmuth Vaupel Obmann für historische Grenzsteine um Rosenthal. Die Aktivitäten des Obmanns, so seine Anmerkung, sind Fleißarbeiten die ehrenamtlich erbracht werden müssen. Dahinter steht ein großes Engagement mit viel Herzblut. Nur so ist es möglich, Natur-, Geschichts- und Wanderfreunde zu begeistern und für die Heimatgeschichte zu gewinnen. Bisher wurden 73 historische Grenzsteine um Rosenthal von ihm inventarisiert und die Aufzeichnungen den zuständigen Ämtern für Bodenmanagement in Marburg und Korbach für die Denkmaltopographie des Landes Hessen übergeben.
Die Bilanz sei positiv und kann sich sehen lassen, betont Vaupel. Die Grenzsteinwanderwege wurden vor einem Jahr eingeweiht und der Öffentlichkeit übergeben. Sie sind ein fester Bestandteil in der Tourismusförderung der Stadt Rosenthal, im Wanderplan des Rosenthaler Vereins für naturnahe Erholung sowie ein ergänzendes Wanderangebot für die gesamte Burgwald - Region. Flyer und Broschüre, die informativen Wegbegleiter, sind bei Interessenten stark gefragt.
Lob und Anerkennung von Einzelpersonen, Vereinen und Grenzsteinliebhabern sind zu vernehmen, auch über die Kreisgrenzen hinaus, für die Errichtung dieser bisher einmaligen kulturhistorischen Grenzsteinwanderwegen im Burgwald.
Helmuth Vaupel
Ouellen:
-Verein zur Pflege historischer Grenzmale Hessen e.V.- (www.grenzmale-hessen.de <http://www.grenzmale-hessen.de/>) -Bernhard Heckmann, 25 Jahre Inventarisierung Historischer Grenzmale in Hessen e.V- (www.grenzmale-hessen.de) |