Historisches zur nördlichen Burgwald-Region

" Reproduktion eines Archivstückes des Hessischen Landesamtes für Bodenmanagement und Geoinformation, Wiesbaden."

Die Besiedlung der Burgwald-Region

Von historischer Seite wird angenommen, dass die Besiedlung des nördlichen und östlichen Burgwaldraumes schon vor 5000 Jahren durch das Tal der Eder erfolgte. Ein Siedlerteil setzte sich im Raum Röddenau - Viermünden fest, ein weiterer Teil kam über Geismar in die Bulenstruth (Bunstruth) und folgte dem Flusslauf der Wohra bis zu dem gleichnamigen Ort. Das bandkeramische Dorf bei Bracht im südlichen Burgwald, aus der jüngeren Steinzeit vor etwa 3500 Jahren stammend, dürfte das älteste Zeugnis sesshaften Ackerbauern im hiesigen Burgwald sein.
In der Folgezeit kamen die Kelten in unser Land. Das haben Ausgrabungen auf dem Christenberg bezeugt, wo sie schon auf diesem Bergsporn 445 vor Christi eine Höhenburg errichtet hatten. Entsprechend sassen auch Kelten ringsum im Lande. Später wurde der Volksstamm durch die germanischen Chatten zurückgedrängt. Der Name Hessen geht auf den germanischen Stamm der Chatten zurück, der im historischen Kernraum um die Flüsse Fulda und Eder und zwischen den Oberläufen von Lahn und Werra siedelte.

Entstehung der Landgrafschaft Hessen

Das heutige Hessen gerät ab dem 4. Jahrhundert in den Einflussbereich der Franken, die nach Nordosten unter Ausbau und Uebernahme der Festungen Amöneburg, Christenberg und Büraburg gegen die Sachsen vorstossen. Wie älteren Schriften zu entnehmen ist hat Missionar Lubentius im Oberlahngau um 550 nach Christi gewirkt. Also vor Bonifatius dem irischen Missionar war er in unserer engeren Heimat tätig. Ueber Erfolge seiner Missionstätigkeit ist uns nichts ueberliefert. Anders bei Bonifatius, der im 8. Jahrhundert die Christianisierung in unserer Region voran trieb. Fulda, Hersfeld und Fritzlar werden zu Reichsabteien erhoben und somit zu wichtigen Stützpunkten der Königsmacht.
Auf die Karolinger folgen die Ottonen. Diese setzten Grafen verschiedener Herkunft zur Verwaltung des Königsgutes ein. In der Folgezeit entstehen im Norden Hessens eine Reihe selbstständiger Herrschaften und Grafschaften wie u.a. Ziegenhain und Waldeck in unserem Raum.
1247 stirbt Landgraf Heinrich Raspe von Thüringen, der Gründer der Städte Frankenberg und Frankenau. Seine Nichte Sophie, die Tochter der heiligen Elisabeth und Gemahlin Heinrich II. von Lothringen und Brabant, behauptet Hessen als eigene Landgrafschaft für ihren 1244 geborenen Sohn Heinrich gegen den Mainzer Erzbischof. Dieser wollte das Gebiet als erledigtes Lehen einziehen. Heinrich kann 1265 weitere Güter erwerben und macht 1277 Kassel zu seiner Residenz und nennt sich fortan Landgraf von Hessen. In der Folgezeit kann Hessen seine Machtposition insbesondere gegenüber dem Erzbistum Mainz weiter ausbauen und aus dem Flickenteppich ein geschlossenes Territorium bilden.

Die Landgrafschaft Hessen ist zu Beginn der Neuzeit stärkste Macht in Hessen, denn die Vormachtstellung des Kurfürstentums Mainz ist gebrochen. Unter dem Landgrafen Philipp dem Grossmütigen ( 1517 - 1567 ) steigt Hessen zu einer wichtigen Macht im „Heiligen Römischen Reich" auf. Unter seiner Führung wurde die Landgrafschaft Hessen 1526 in Folge der Homberger Synode protestantisch. Hessen gehörte neben Sachsen und Württemberg zu den mächtigen Vorkämpfern der Reformation im Deutschen Reich.

Vom Kloster zum landesherrlichen Hospital

Das im Jahr 1215 durch Graf Heinrich von Ziegenhain gegründete Zisterzienserkloster Haina wurde 1527 im Zuge der Reformation aufgelöst. Landgraf Philipp errichtete in den Klostermauern ein Hospital für arme und kranke Männer der hessischen Landbevölkerung. Aus dem Hospital Haina entwickelte sich später eine psychiatrische Einrichtung, die als Zentrum für soziale Psychiatrie vom Landeswohlfahrtsverband Hessen heute in moderner und zeitgemässer Form geführt wird. Aus dem ehemaligen Klosterwald wurde ein Hospitalwald. Das Kloster Haina gehörte zu den wohlhabenden mittelalterlichen Klöstern des Ordens und zählte auch zu den grössten Waldbesitzern.

Das Klosteramt und seine Grenzen

So ist es nur verständlich, dass schon bald nach der Umwandlung des Klosters in ein landesherrliches Hospital eine „Inventierung der Lehengüter und Zinsgüter" des gesamten Hainaer Klosteramts vorgenommen wurde. Diese Waldgrenzbeschreibung aus dem Jahr 1533 hat eine herausragende historische Bedeutung, war sie doch die erste ausführliche Niederschrift eines Forstgrenzbereiches in der Burgwald-Region. Die Grenze hatte in der Folgezeit auch bei kleinen Abweichungen Bestand, trotz Zweijahrhunderte Grenzstreitigkeiten mit der Grafschaft Waldeck und weiteren Anrainern. Das Ergebnis ist im Kasseler Vertrag vom 17.April 1738 festgehalten. Bis 1744 ziehen sich die Vermessungs- und Versteinungsarbeiten hin. Doch liegt schon am 27.August 1740 die äusserst genaue Beschreibung der Grenze zwischen den hessischen Aemtern Haina und Frankenberg und dem waldeckischen Amt Wildungen vor.
Feste Grenzen bildeten sich in unserem Gebiet zunächst überall da aus, wo es sich um Abgrenzungen gegenüber fremden Herrschaftsgebieten handelte. Bei den Innengrenzen der Gerichte oder Aemter untereinander drängten die Verhältnisse nicht so sehr zu einer raschen Festlegung, da ein Verlust landesherrlicher Rechte kaum zu befürchten war.

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